Der Webbrowser hat seit seiner erstmaligen Veröffentlichung in den frühen 90er-Jahren einen langen Weg der Veränderungen hinter sich gebracht. Fungierte er in den ersten Jahren nur als Zugangspforte zu grundlegenden Informationen, die im Web darauf warteten, entdeckt und gelesen zu werden, ist er heute noch die einzige wichtige Anwendung, die zum Arbeiten auf dem Desktop vonnöten ist. Nicht ohne Grund bringen Google, Microsoft, Mozilla und viele andere namhafte Unternehmen qualitativ hochwertige und kostenfreie Browser auf den Markt. Und mit jeder neuen Software, die über die Cloud angeboten wird, steigt der Einfluss der Browser auf die Software- und Hardware-Anbieter.
Im Unternehmensbereich wandern immer mehr geschäftskritische Anwendungen in Cloud-basierte Infrastrukturen. Das Ergebnis dieses tiefgreifenden Wandels, wie Software entwickelt, verteilt und gewartet wird, ist, dass die Leistung der Endgeräte der Nutzer nur noch eine unbedeutende Rolle spielen. Vor einigen Jahren musste bei einem Software-Roll-out noch ernsthaft auf das Alter der lokalen Geräte Rücksicht genommen und sichergestellt werden, dass die neue Software unterstützt wird. Und auch das Ziel der meisten großen Unternehmen, nämlich, dass alle Mitarbeiter mit identischen Rechnern bzw. Spezifikationen arbeiten, wurde in der Realität so gut wie nie erreicht.
Aber mit einem Browser rückt dieses Ziel in greifbare Nähe. Denn es ist viel einfacher auf allen Rechnern die aktuellste Chrome/Firefox-Version einzusetzen. Oder genau festzuhalten, welche Version von Microsoft-Edge bei jedem Nutzer installiert ist. Mit aus der Cloud bereitgestellten Software steht der Desktop-PC vor einer nie zuvor dagewesenen, neuen Herausforderung und dabei geht es nicht nur um einfache Anwendungen wie ein E-Mail-Programm, sondern auch um vollwertige Unternehmensanwendungen.
Aber Achtung! Windows 10 soll nicht zu Grabe getragen werden. Windows ist mehr als ein einfaches Dienstprogramm und Microsoft hat Windows 10 als sichere Plattform für den Web-Browser klar positioniert. Die Redmonder Softwareschmiede hat schon seit langem erkannt, dass der Webbrowser das zukünftige Werkzeug für Unternehmen darstellt. So kann schon heute nahezu alles über einen gängigen Browser bereitgestellt werden – Office, ERP-Software, Bildbearbeitungs- und E-Mail-Programme und vieles mehr. Microsoft ist durchaus bewusst, dass Windows nicht länger das unentbehrliche Instrument für Enterprise-Unternehmen sein wird. Aber nicht nur Microsoft muss sein Geschäftsmodell umstellen, auch bei Unternehmen wie Intel verändert dieser Wandel das operative Business.
Benötigt das Unternehmen nur mehr einen Browser, um die meisten oder alle Anwendungen auszuführen, stellt leistungsschwache Hardware kein Problem mehr dar. Sicher wird noch ein moderater Prozessor und eine große Anzahl an RAM gebraucht, aber diese Art der Konfiguration verfügt über einen viel längeren Lebenszyklus. Der Erwerb von Hardware-Komponenten wird überflüssig. Überdies sind es wirklich nur Webbrowser, mit denen die Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten. Diese können auf ARM-Hardware laufen, die schnell skaliert werden kann, um mehr Leistung zu niedrigeren Kosten hervorzubringen.
Software in die Cloud zu stellen, damit sie nach dem Öffnen des Browsers genutzt werden kann, eröffnet eine ganze Palette neuer Möglichkeiten, wo und wie Arbeit in Zukunft aussehen kann. Der Computer im Browser hat große Auswirkungen auf die Industrie. Dies ist der Grund, warum Browser-Entwickler sehr viel Sorgfalt anwenden und wertvolle Ressourcen in ihr Produkt stecken, obwohl die Software letztendlich doch kostenfrei verteilt wird. Nur so können die Browser-Anbieter sicherstellen, dass sie auch in Zukunft eine prägende Rolle im Enterprise-Segment spielen.